„Ich habe die Begeisterung für ein Buch, in dem kleine Kinder verbrannt werden und sich zu Tode hungern, noch nie verstanden.“ (Iris Radisch)
„Marvin“, sagt die Frau Mama,
„Wir gehn aus und du bleibst da.
Vergiss den Müll nicht auszuleeren,
Bis nach Haus wir wiederkehren.
Doch vor allem üb Verzicht
Und spiele Killerspiele nicht!
Denn, egal wie’s dich beglückt,
Spiele machen dich verrückt!“
Doch kaum sind seine Eltern aus,
Holt er gleich sein Handy raus.
Lust hat er auf nen Exzess,
Schreibt vierunddreißig SMS.
Es dauert gar nicht lange Zeit,
Da kommen Kumpels reingeschneit.
Haben alle keine Jobs,
Dafür aber Alcopops.
Auch Marijuana bringen viele
Und alle spielen Killerspiele.
Du siehst es hier auf diesem Bild,
Wie Marvin Leon-Kevin killt.
Das Blut, es spritzt, die Köpfe rollen,
Das ist’s, was böse Kinder wollen.
Marvin killt und ballert wild,
Die Kumpelschar ihm Beifall brüllt.
Wham, zerklirrt die Fensterscheibe
Und herein springt, hör und schreibe,
Ein irrer Mann, der kettensägend
Zufällig war in der Gegend.
Er schwingt die Säge, routiniert
Wird Marvins Daumen amputiert.
Die Kumpels rennen weg, die Pflaumen
Nur Marvin bleibt – ganz ohne Daumen.
Als die Mutter kommt nach Haus
Lacht sie den armen Marvin aus.
„Da siehst du mal, so ist das, Sohn.
Voilà, das hast du nun davon.“
Und der Herr Doktor kommt herbei
Und gibt ihm bittre Arzenei.
Ohn‘ Daumen geht das Zocken schlecht,
die Mutter sagt: „Geschieht dir recht.“
Der fromme Kettensägenmann
Jedoch trat eine Reise an.
Fährt rum, um jedem bösen Knab
Zu schneiden seine Daumen ab.
Drum lies ein gutes Buch, du Lümmel,
Sonst ich dir deine Hand verstümmel!